„Hinter jedem Zahn steht ein ganzer Mensch“, wusste schon Paracelsus. Und damit hatte er Recht: Ein gesunder Körper steht in engem Zusammenhang mit gesunden Zähnen. Umgekehrt lassen sich viele Beschwerden und Krankheiten auf erkrankte Zähne und Zahnfehlstellungen zurückführen – auch wenn man auf den ersten Blick sie wohl kaum als Verursacher erkennen würde.
Gesunder Körper, gesunde Zähne: Welche Bedeutung hat das Kiefer- und Kausystem für unser Allgemeinbefinden?
Kauen und Sprechen – eine wahre Meisterleistung
Obwohl wir diesen Vorgang täglich ohne nachdenken 1000fach ausüben – Kauen und Sprechen ist eine schwierige dreidimensionale Bewegung des Unterkiefers. Das richtige Zusammenspiel von Knochen, Gelenken, Zähnen, Weichgewebe und Muskulatur ist dafür maßgeblich. Ist das komplexe System voll funktionsfähig, nimmt man das Zusammenspiel nicht bewusst wahr. Anders jedoch, wenn Störungen in dem System auftreten.
Alles hängt mit allem zusammen
Im natürlichen, gesunden Gebiss passen Ober- und Unterkiefer, sowie die Zähne zueinander. Dadurch wird der Druck auf den Kiefer gleichmäßig verteilt. Die dreidimensionalen Bewegungen werden völlig problemlos ausgeführt. Wird das harmonische Gleichgewicht jedoch durch zwei nicht zueinander passenden Kiefer, Zahnveränderungen, Zahnlücken und Fehlstellungen gestört, kommt es zu Funktionsstörungen. Unsere Nervenbahnen sind eng miteinander verflochten und beim Versuch alles auszugleichen, regelrecht überbeansprucht.
Was könnten die Ursachen sein?
- Kiefer- oder Zahnfehlstellungen
- Zu hohe oder zu tiefe Füllungen
- Kronen oder Brücken, die nicht (mehr) exakt zum Restgebiss passen
- Schlechtsitzende Prothesen
- Intensive Zahnbehandlungen mit Überdehnung der Gelenke
- Fehlende Zähne
- Nach Unfällen mit Schäden im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich
- Haltungsschäden / Belastung der Schulter-Nacken-Region durch Fehlhaltung
- Stress, der sich negativ auf die seelische Verfassung auswirkt
- Rheumatische Erkrankungen
Frühsymptome erkennen, Ursachen beheben, Vorsorgen – Kieferorthopädie hilft
Kiefergelenkgeräusche (Knacken oder Reibegeräusche) beim Kauen sind in vielen Fällen deutliche Anzeichen einer Funktionsstörung. Ebenso morgendliche auftretende Kopfschmerzen und Verspannungen könnten von nächtlichem Knirschen oder Pressen, hervorgerufen durch Stress, eine falsche Schlaflage oder Beeinträchtigungen des Kieferschlusses die Folge sein. Die stark ausgeprägten Kaumuskeln Druck üben Druck auf Zähne und Kiefergelenk aus und belasten diese. Auch Ohrgeräusche (Tinnitus) in Stresssituationen werden mit Überbelastungen der Kiefergelenke in Verbindung gebracht.
Funktionsanalysen helfen Störungen zu lokalisieren
Die klinische Funktionsanalyse:
Sorgfältige Untersuchung des gesamten Kausystems – Kiefergelenke, Muskeln und Zähne werden durch Abtasten und Abhören auf mögliche Störungen kontrolliert. Unterstützt durch Röntgenaufnahmen oder Kernspintomografie wird die nachfolgende Behandlung festgelegt.
Die instrumentale Funktionsanalyse:
Sie liefert besonders detaillierte Daten, wenn das Zusammenwirken von Zähnen, Kiefer und Muskulatur nicht ineinandergreifen. Die instrumentelle Funktionsanalyse gibt Aufschluss über die tatsächlichen Bewegungsabläufe und zeigt die Abweichungen zum gesunden Mechanismus.
Wie läuft diese Analyse ab? Mit einem so genannten Gesichtsbogen werden Biss und exakte Position des Unterkiefers zum Schädel registriert. Die Daten werden in einen Kausimulator (Artikulator) übertragen. Dieser ist eine maßgebliche Hilfe bei der Anfertigung und Eingliederung des passgenauen Zahnersatzes. Restaurationsbedingte Funktionsstörungen können so vermieden werden.
Fazit: Die Funktionsanalyse ist die entscheidende Grundlage für den individuellen Therapieplan. Entsprechend der Diagnose können folgende Behandlungsmaßnahmen – einzeln oder kombiniert – zum Einsatz kommen.
Die richtige Therapie. Was passiert nach erfolgter Diagnose?
Aufbiss Schienen-Therapie
Es werden individuelle Kunststoffschienen angepasst, die Sie selbst einsetzen und herausnehmen können. Beim Tragen werden die Belastungen der Kiefergelenke reduziert, Verspannungen der Kaumuskulatur gelockert und Bewegungsabläufe harmonisiert. Eine wirkungsvolle Therapie, die das Gleichgewicht des Kiefer- und Kausystems wiederherstellt.
Physiotherapie
Krankengymnastik und andere begleitende physiotherapeutische Anwendungen kommen häufig als unterstützende Therapiemaßnahmen in Betracht: Dazu zählen auch Wärmebehandlungen mit Infrarotlicht, Fangopackungen, Massagen Elektrotherapie zur Muskelentspannung, Gelenkentlastung durch „manuelle Therapie“ und die Halswirbelentlastung auf dem so genannten Schlingentisch
Psychosomatische Therapie
Lassen sich keine körperlichen Ursachen für die Störung erkennen, kann eine Psychosomatische Behandlung bei einem Facharzt sinnvoll sein.
Stressabbau durch Entspannungstechniken
Oft helfen auch schon Muskelübungen und Entspannungstechniken, wie autogenes Training oder Yoga. Hierzu werden sowohl Kurse als auch sehr gute Literatur angeboten. Die Muskelübungen sollten allerdings vom Facharzt individuell auf Sie abgestimmt sein, da sich bei der falschen Ausführung der Zustand verschlimmern könnte. Darüber hinaus sollten Sie bei Kiefergelenk- oder Kaumuskelerkrankungen auf Schonung achten. Das heißt: keine harten oder krustigen Speisen essen, ebenso kein Kaugummi, Bonbons u. ä.. Langes Sprechen und weite Mundöffnungen sollten vermieden werden.
Sie haben Symptome wie oben beschrieben oder möchten eine ganzheitliche Analyse erstellen lassen? Wir unterstützen bei Ihren Fragen und erklären Ihnen persönlich wie die Komplexität vom Körper zusammenhängt.
Per Chat oder Video Beratung helfen wir Ihnen gerne